Zeittafel zur Geschichte des Bergbaus in Miltitz 

Das genaue Jahr des Bergbaubeginns in Miltitz ist nicht überliefert. Die folgende Zeittafel ist ein Versuch, unsere Kenntnisse über die Geschichte des Bergbaus im Triebischtal zu ordnen und in den Ablauf der sächsischen Geschichte einzuordnen. 

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Zeit

Wichtige historische Ereignisse Entwicklung des Bergbaus
929 Der sächsische Herzog Heinrich I. siegt in der Schlacht bei Oschatz über die Slawen und gründet die Markgrafschaft und die Burg Meißen.   
968 Gründung des Bistums Meißen.  
1089 Heinrich von Eilenburg wird als erster aus dem Hause Wettin Markgraf zu Meißen.  
1123 Konrad der Große erhält die Markgrafschaft Meißen als erbliches Lehen bestätigt. Auf dieser Grundlage forciert er die deutsche Besiedlung, läßt Wälder roden und holt Bauern, Mönche und adlige Familien in die noch dünn besiedelte und kaum genutzte Markgrafschaft. Er ist der erste dargestellte Fürst auf dem weltberühmten Bild des "Fürstenzuges" in Dresden. In dieser Zeit werden auch die Burgen  Reinsberg, Bieberstein, Rotschönberg und Heynitz als Herrschaftssitze gegründet.  Auffällige Ortsnamen und Doppelorte, wie "Deutschenbora" und "Wendischbora" zeugen noch heute von der Besiedlung durch Slawen ("Wenden") in unserer Region in dieser Zeit. 
1165 Gründung des Zisterzienserklosters Altzella und der Burg in Nossen.   
um 1168 Entdeckung der Silbererze in Christiansdorf, dem heutigen Freiberg. Im Interesse hohen Ertrags bei geringen Kosten für das Fürstenhaus liberalisiert der Sohn Konrads, Herzog Otto I., das feudale Bergbaurecht. Aufgrund der hohen Ausbeute der Silberbergwerke in Freiberg und den wenig jüngeren Bergstädten Bleiberg (bei Frankenberg) und Ullrichsberg (bei Wolkenburg) erhält Otto I. den Beinamen "der Reiche".  
1307 älteste erhaltene Niederschrift des Freiberger Bergrechts (Kodex A), eine weitere entstammt dem Jahr 1346 (Kodex B). Aufgrund der "Bergbaufreiheit" im früheren Christiansdorf hat sich für die Bergstadt der Name "Freiberg" durchgesetzt.   
1356 Der König von Böhmen und deutsche Kaiser Karl IV. verleiht dem Herzogtum Sachsen-Wittenberg, als wirtschaftlich mächtig gewordenem,  nördlichen Nachbarn die Kurwürde.  In diese erste Blütezeit des Bergbaus und zahlreicher Gründungen von Burgen und Städten dürfte auch die erste Nutzung der Miltitzer Kalkstein-Vorkommen fallen. Der genaue Zeitpunkt der Entdeckung ist nicht überliefert - man vermutet die Zeit um 1400.  
um 1400 Der Bergbau stößt überall auf die Grenzen der mittelalterlichen Technik: Die Bergwerke sind in große Tiefe vorgedrungen, aus der das Grundwasser mühsam gehoben werden muß. Zugleich lassen die Silbergehalte der Erze nach. So kommt es zu einem ersten Niedergang des Bergbaus und eine Reihe von alten Bergstädten (Bleiberg, Ullrichsberg) wird um 1390 aufgegeben und von ihren Bewohnern verlassen.   
ab 1450 Neue Erzvorkommen werden im obererzgebirgischen Kreis entdeckt: Zuerst die Zinnerze von Geyer und Altenberg, um 1470 die Silbererze in Schneeberg, um 1496 in Annaberg, 1519 in Marienberg. Zugleich sucht das in den Familien reicher Handelshäuser (z.B. der Fugger aus Augsburg) angesammelte Kapital nach gewinnbringenden Anlagemöglichkeiten. Diese Voraussetzungen führten zu einem neuen Aufschwung der wirtschaftlichen Entwicklung.  
1485 Die Brüder Ernst und Albrecht von Sachsen teilen ihr Erbe untereinander auf (Leipziger Teilung). Ernst erhält Sachsen-Wittenberg und bleibt Kurfürst, Albrecht behält die Markgrafschaft Meißen und die Herzogswürde.  
1514   Auch im Triebischtal werden neue Erzlagerstätten entdeckt. Zwischen 1514 und 1517 wird der Abbau von Silber-, Blei- und Kupfererz im "Alten Wildemann- Erbstolln"  bei Munzig aufgenommen. 
1525 Die protestantisch-lutherische Reformation führt das erste Mal zu kriegerischen Auseinandersetzungen:
Vor allem in Thüringen toben die Bauernkriege und werden blutig niedergeschlagen. 
 
1547 Im Ergebnis des Schmalkaldischen Krieges wird die Kurwürde auf die albertinische Linie des wettinischen Fürstenhauses übertragen. Herzog Moritz ist der erste Kurfürst im heutigen Sachsen. Zugleich übernimmt Sachsen die evangelisch-lutherische Religion.   
1571   Aus diesem Jahr liegen die ältesten schriftlichen Überlieferungen über das Kalkbergwerk Miltitz in den Akten des Finanzarchives Dresden vor. Zu dieser Zeit bestand vermutlich ein bedarfsweise  periodisch betriebener Tagebau im Bereich des späteren "Blauen Bruchs" auf dem Graukalklager. Im Gegensatz zum Erzbergbau, der dem landesherrlichen Regalrecht unterlag, war die Gewinnung von Werkstein, Kalk, Kohle und z.T. auch Eisenerz grundeigen. Wohl schon zu dieser Zeit befand sich das Alte Kalkbergwerk Miltitz im Besitz der Familie von Heynitz. 
 

 
Bergbaubeginn im Tagebau um 1400
 

1618 Die päpstlich-katholische Gegenreformation und die andauernden Auseinandersetzungen um Religion und Macht in Europa gipfeln im Dreißigjährigen Krieg. Im Zentrum des Römisch-Deutschen Kaiserreiches gelegen - zu dem damals ja auch Böhmen und Österreich-Ungarn gehörten - wird Sachsen zum Kriegsschauplatz. Die kaiserlichen Heere Wallensteins und die protestantischen Armeen unter König Gustav-Adolf von Schweden durchziehen das Land, belagern, plündern und verwüsten Städte und Dörfer.   
1648 Der Westfälische Friede beendet den Dreißigjährigen Krieg.  
1694 Herzog Friedrich August I. - genannt "der Starke" - wird sächsischer Kurfürst. 1697 nimmt er den katholischen Glauben wieder an, um dadurch König von Polen werden zu können. Er wird besonders durch den Umbau Dresdens zur Residenzstadt im Stil des Barock berühmt.   
1733
 bis 1763
Sachsen wird in die beiden Schlesischen Kriege verwickelt und unterliegt schließlich im Siebenjährigen Krieg den Preußen. Erneut liegt die Wirtschaft Sachsens am Boden.   
ab 1763 Die Zeit der Aufklärung beeinflußt auch die Kurfürsten Friedrich Christian und Friedrich August III. Die Nachfolger Augusts des Starken bemühen sich um einen neuen wirtschaftlichen Aufschwung.  Um 1750 wird in Miltitz das Weißkalklager entdeckt und zunächst ebenfalls im Tagebau abgebaut. 
1765 Einen Ausdruck findet Ihr Bemühen um die Erneuerung des Landes in der Gründung der Bergakademie Freiberg. Hier werden die Fachleute ausgebildet, die dem sächsische Bergwesen zu neuer Blüte verhelfen sollen. Zu den ersten Studenten der Bergakademie gehörten u.a. A.von Humboldt und Lomonossow.  Die in der Region ansässige Familie von Heynitz stellt in dieser Zeit mit Anton von Heynitz (*1715, +1802) einen sächsischen Generalbergkommissar. 
um 1800

Geländerelief über dem Alten Kalkbergwerk

Um 1800 geht man im Weißkalklager vom Abbau im Tagebau zum untertägigen Tiefbau über. 

 

 

 

 

 

Karte der Lage des Alten Kalkbergwerkes: Oberflächenrelief über den Tiefbauen, weiße Konturen: Abbau im "Blauen Bruch" vor 1916

1806 Napoleon Bonaparte überzieht ganz Europa mit Kriegen und ordnet Ländergrenzen neu. Seine Armee besetzt auch Sachsen, das er zum Königreich erhebt . Aber auch die Grundsätze der Französischen Revolution - Libertè, Egalitè, Fraternité - verbreiten sich durch Europa.   
1813 In der Völkerschlacht bei Leipzig wird Napoleon von den alliierten Truppen vernichtend geschlagen. Sachsen tritt erst im Laufe der Schlacht auf die Seite der Verbündeten über.  Zwischen 1812 und 1819 überschreitet der Tiefbau im Alten Kalkbergwerk bereits die 1. und 2. Sohle und erreicht damit eine Tiefe, die die Grundwasserhebung erforderlich macht. In dieser Zeit wird die Rösche angelegt. 
1831 Das Königreich Sachsen erhält eine Verfassung.   
1833 Beginn der Geologischen Landesuntersuchung durch die Bergbehörden und die Bergakademie Freiberg. Damit werden die natürlichen Ressourcen eines Landes erstmals in der Welt systematisch untersucht. Zugleich sollen neu entdeckte Lagerstätten den Wirtschaftsaufschwung fördern.   
1834

Diese Skizze fertigte B.v.Cotta 1834 vom alten Tagesschacht an

1834 beschreibt Bernhard von Cotta in einem Brief an den Geheimrath Dr. von Leonhard erstmals geologische Details der Miltitzer Kalklagerstätte. 
Er schreibt u.a., daß bereits 1819 "eine Höhle von 100 Schritt Länge und 12 Schritt Breite" entstanden sei, die "bei Fackelschein befahren, einen großartigen Eindruck hervorbringt !" 
1837 Entdeckung und Abbaubeginn der Braunkohlenvorkommen von Bitterfeld, wenig später Entdeckung der Steinkohle in Lugau-Oelsnitz. Damit erhält Sachsen eine eigene energetische Basis. 1839 fährt die erste deutsche Fernbahn von Leipzig nach Dresden, 1848 wird auf der Alten Elisabeth Fundgrube in Freiberg eine erste Dampfmaschine für den Antrieb der Fördertechnik in Betrieb genommen.   
   
Erschließung des Weißkalklagers ab 1750
 
1844   Baubeginn des Tiefen Rothschönberger Stollns, der ausgehend vom Triebischtal, dem Freiberger Bergbaurevier technische Erleichterungen und Grundwasserableitung verschaffen soll. 
1851   Im Rahmen der geologischen Landesuntersuchung widmen sich Arbeiten des Geologen W.Vogelsang erstmals der Beschreibung der Kalkstein- und Erzvorkommen in Munzig. Weitere Untersuchungen widmen sich 1862 den Brauneisenstein-Vorkommen von Schmiedewalde und Burkhardtsdorf, die zwischen 1833 und 1870 in Abbau standen.
nach 1860   Adolph von Heynitz beantragt Abbaurechte auf einem kleinen Erztrum in Miltitz und läßt einen Stolln anlegen. Die Silbererzfunde sind jedoch minimal und ein Weiterbetrieb unwirtschaftlich, so daß er um 1886 aufgegeben wird. 
Auch die Fertigstellung des Rothschönberger Stollns im Jahr 1877 kann am erneuten Niedergang des Erzbergbaus in Sachsen nichts mehr ändern. 
20.12.1868 Die Kgl. Sächsische Eisenbahngesellschaft errichtet die Borsdorf- Meißner Eisenbahnstrecke. Damit erhält das Alte Kalkbergwerk in Miltitz zwar einen günstigen Transportanschluß, muß jedoch andererseits auf gewinnbare Kalksteinvorräte, die unter der späteren Bahnlinie liegen, verzichten.   Auch in Miltitz erfolgt die Förderung aus den Tiefbauen jetzt mittels einer Dampfmaschine. Der neue Tagesschacht (der "Förderbremsberg") und der Abbau im Weißkalklager hat bereits die tiefsten Sohlen erreicht und auch im Graukalklager des "Blauen Bruchs" ist man zum Abbau untertage übergegangen. Neben dem alten Niederschachtofen hat man einen hohen Schachtofen zum Brennen des Kalkes errichtet. 
1869 Das 1.Sächsische Berggesetz tritt in Kraft. Damit werden einerseits die kurfürstlichen Bergämter aufgehoben und den Bergwerksbesitzern wird wirtschaftliche Selbständigkeit verschafft. Andererseits fallen nun auch die bisher grundeigenen Rohstoffe - also auch das Kalkbergwerk Miltitz - unter die Aufsicht und technische Kontrolle durch das Landesbergamt.  Etwa seit 1899 sind Unterlagen über das Kalkbergwerk Miltitz im Bergarchiv Freiberg nahezu vollständig erhalten. 
Ältere Akten könnten noch aus dem früheren Bergamt Altenberg stammen, dem in dieser Zeit zuerst die Bergaufsicht übertragen war. Sie sind jedoch leider sehr schlecht erhalten und nicht mehr einsehbar. 
1871 Das deutsche Kaiserreich wird gegründet. Unter Vorherrschaft Preußens geht das Deutsche Reich zur Goldmark als Währungseinheit über. Die Silberbergwerke Sachsens werden dadurch unrentabel.    
   
intensiver Abbau bis zum Anfang des 20.Jahrhunderts
 
1913 Einstellung des Erzabbaus im Freiberger Revier.   
1914 Beginn des 1. Weltkrieges.  Aufgrund der Mobilmachung muß in Miltitz ebenfalls der Abbau eingestellt werden. Zum Ausgleich werden ab 1915  Kriegsgefangene - vor allem aus Rußland - beschäftigt. Der untertägige Abbau hat inzwischen die unterste Sohle erreicht, jedoch zeigt sich, daß das Kalklager hier auskeilt und die Vorräte zu Ende gehen. 
25. Mai 1916   Im Alten Kalkbergwerk ereignet sich früh morgens um 7.45 Uhr ein schwerer Tagebruch. Dabei kommen mehrere Arbeiter ums Leben. In den Akten genannt sind die Namen der russischen Kriegsgefangenen Bolkow, Saitzkow, Rewa und Ryshenkow, sowie des deutschen Häuers Bartsch. Der Abbau im Blauen Bruch muß in der Folge gänzlich aufgegeben werden und große Teile des Bergwerkes werden verschüttet. 
   
Der Tagebruch 1916 - der schwerste Einschnitt in der Geschichte des Bergbaus
 
1918 Ende des ersten Weltkrieges.   
1919 Novemberrevolution in Deutschland. Sie führt zur Gründung der Weimarer Republik und in Sachsen zur Abdankung und zum Verzicht des letzten Wettiners auf den sächsischen Thron. Damit endet die längste ununterbrochene Fürstendynastie Europas !   Die Familie von Heynitz einigt sich mit der Kgl. Sächsischen Bahngesellschaft darüber, daß das Bergwerk nicht wieder aufgewältigt wird und die Verfüllung der Hohlräume in der Nähe des Bahngleises nicht fortgesetzt wird. Seitdem ruht der Abbau in Miltitz. 
1922   Der Ingenieur M. Schneider beantragt auf dem Alten Kalkbergwerk benachbarten Grundstücken Abbaurechte, tritt diese jedoch wenig später an das Kalkbergwerk ab.  
1923

Grundriß und Tiefenlage der Baue des Alten Kalkbergwerkes nach einem Riss von 1923

Der Landvermesser Georg Schwarzbach beantragt 1923 im Auftrag der Eisenwerke Lauchhammer einen Versuchsabbau von cirka 50 t Kalk zur Gewinnung von Analysenmaterial und Zuschlagstoffen für die Eisenhütte. 
Der Plan wird vom Bergamt genehmigt, jedoch in Ermangelung bauwürdiger Vorräte nach dem Sümpfen des inzwischen bis zur Röschensohle abgesoffenen Bergwerkes wieder aufgegeben. Damit endet der Abbau im Alten Kalkbergwerk Miltitz und im Oktober 1924 findet sich in einem der letzten Befahrungsberichte des Bergamtes der Satz, daß "das vollständige Absaufen der Grube nur noch eine Frage von Wochen wäre." 

Grundriß und Sohlenrelief der Tiefbaue des Alten Kalkbergwerkes: Weiße Fläche: Pinge des Tagebruchs von 1916.

1922
bis 1923
  Der Kaufmann Karl Jurisch erhält aufgrund der Erkundungsergebnisse im "Wiesenstolln" und aufgrund des Erfolgs von 10 Suchbohrungen ebenfalls 1923 Abbaurechte auf einem nun als "Neues Lager" bezeichneten, zweiten Vorkommen etwa 400 Meter östlich vom Alten Kalkbergwerk in Miltitz. Technisch geschickt soll es mit einem 235 Meter langen, flach geneigtem Schrägschacht (dem "Tagesfallort") erschlossen werden, von dem aus eine Seilbahn den gebrochenen Kalk in gerader Linie weiter zu den Verarbeitungsanlagen des Alten Kalkbergwerkes und zum Verladebahnhof Miltitz-Roitzschen befördert. 
 

Oberflächenrelief und Lage des "Neuen Kalkwerkes" unter dem "Wiesenstolln"

 

 

 

Karte des Oberflächenreliefs über dem Neuen Kalkbergwerk Miltitz nach Grubenrissen von 1964.

1925   Trotz Grundwasserzuflüssen und zwei schweren Einbrüchen während des Baus erreicht das Tagesfallort im September 1925 das Neue Kalklager und der Kalksteinabbau wird begonnen. Zu dieser Zeit wurde noch der Sprengstoff im Adolphstolln im Bereich des Alten Kalkbergwerkes gelagert. 
1927   Noch immer hat sich der Lehnsgerichtshof Dresden nicht über die Rechtmäßigkeit des Verkaufs von Abbaurechten von der Familie von Heynitz an Karl Jurisch entschieden. Daher steht noch immer die Grundbucheintragung aus und Bankkredite werden nicht gewährt. 
1928   Karl Jurisch muß den Abbau im Neuen Lager aufgeben, denn nachdem seine finanziellen Mittel aufgebraucht sind und Rechnungen nicht mehr bezahlt werden konnten, wurde zuerst der Strom abgestellt, später die Maschinen gepfändet. 1930 erfolgt die Zwangsversteigerung. 
1933 Machtergreifung der Nationalsozialisten.   
1936
und 1937
Untersuchungen der Lagerstättenforschungstelle über die Bauwürdigkeit von Kalksteinvorkommen in Sachsen. Die chemischen Analysen verschiedener Kalksteine zeigten jedoch, daß das Material aus Miltitz außerordentlich rein und "für die Herstellung von Portlandzement völlig ungeeignet" war.   
1939 Beginn des Zweiten Weltkriegs  
1944 Die alliierten Luftangriffe haben besonders die Wirtschaftsstandorte Deutschlands zum Ziel, um den Nachschub an militärischem Material zu unterbrechen. Die sowjetische Armee stößt während der Sommeroffensive 1944 weit nach Westen vor.   
ab Oktober 1944   Die Organisation Todt versucht nach mehreren Mißerfolgen nun auch in Miltitz eine Fabrik für Flugzeugbenzin untertage zu errichten und sie so vor den Bombardements der Alliierten zu schützen. Dazu werden drei neue Schächte angelegt und Teile der 1. und 2. Sohle des Alten Kalkbergwerkes aufgewältigt. Die nötigen technischen Anlagen werden am bisherigen Standort in Auschwitz-Monowitz demontiert und nach Miltitz gebracht. Über 100 Gefangene, vor allem deutsche und polnische "jüdische Mischlinge", Männer, Frauen und Kinder, werden dazu in das "Arbeitserziehungslager III" nach Miltitz gebracht und müssen unter unmenschlichen Bedingungen die Arbeiten ausführen. Die Kinder Olga und Wladimir Koslenko und Anna Bennowski gehören zu den ersten Opfern der katastrophalen Lebensbedingungen.
März 1945 Die Rote Armee steht bereits vor den Toren Berlins. Vier Häftlinge versuchen, den Qualen zu entfliehen und werden "auf der Flucht erschossen". Bekannt sind uns die Namen J.Stych, A.Zialinski, St.Galant und V.Spalony. 
6.Mai 1945 Einmarsch der Roten Armee. Insgesamt 17 Häftlinge haben während der Arbeit an der unterirdischen Benzinfabrik den Tod gefunden. Bis zum Ende des Krieges wurde die Fabrik trotzdem nicht fertiggestellt.
8.Mai 1945 Mit der bedingungslosen Kapitulation endet der Zweite Weltkrieg.  Der Oberingenieur Karl Behr aus Miltitz und der Maschinenbaumeister H. Hellwig aus Radebeul gründen die "Kalkwerk Miltitz GmbH" neu und nehmen bereits 1946 den Abbau von Kalkstein im Neuen Lager wieder auf. 
1949 Gründung der DDR.   
8.September 1951   Die am Rande des Friedhofs anonym verscharrten Opfer des Naziregimes werden in den Kastanienhain am Friedhof Miltitz umgebettet und ein Ehrenmal eingeweiht.  
1951 Zahlreiche bisher noch private Betriebe werden - durch Überzeugung oder Zwang - verstaatlicht.  Auch die Kalkwerk Miltitz GmbH wird verstaatlicht und dem VEB (K) Ziegelwerke Meißen zugeteilt. 
Gleichzeitig beginnt die Bergsicherung Dresden mit Verwahrungs- und Sicherungsarbeiten im Alten Kalkbergwerk. Mit der vollständigen Verfüllung des Ostfeldes soll dauerhaft verhindert werden, daß im Bereich der Bahnlinie Tagesbrüche eintreten. 
1953   Am 24.7.1953 fragte die Betriebsleitung beim Oberbergamt an, wie man sich verhalten solle, denn "in letzter Zeit mehren sich die Fälle, daß Schülergruppen mit ihren Lehrern das Bergwerk besichtigen wollen". Das Bergamt Freiberg stellte zwar Bedingungen hinsichtlich der Sicherheit, ließ aber damit auch die ersten öffentlichen Besucherbefahrungen im Alten Kalkbergwerk zu. 
1955   Ausgehend von der durch Jurisch aufgeschlossenen und abgebauten 1. und 2. Sohle wurden bis 1957 fast 100.000 Tonnen Kalkstein aus dem Neuen Lager abgebaut. Der Abbau umfaßt nun auch hier bereits mehrere Tiefbausohlen. 
Die Prognose des Dipl.-Geologen W.Gotte (Berlin) fiel jedoch auch für das Neue Lager ernüchternd aus: Die Vorräte seien nun weitgehend erschöpft. Daher beschloß der Kreistag Meißen auf seiner 32. Sitzung mit Beschluß Nr. 144 im Jahre 1955, das Bergwerk nunmehr stillzulegen und nur die Verwahrung im Alten Kalkbergwerk noch zu Ende zu führen.  
1957   Noch einmal wird die Wiederaufnahme des Bergbaus - jetzt vom VEB (K) Stahl- und Walzwerk Riesa - beim Bergamt Freiberg beantragt. Tatsächlich wird der Abbau im Neuen Lager noch einmal aufgenommen. 
1964   Vielleicht konnte sich das Stahlwerk eine Zeitlang selbst mit hochwertigen Zuschlagstoffen versorgen, die allgemeinen Versorgungsprobleme in der DDR jedoch lösten sich nicht. Mehrfach wurde fast die gesamte Belegschaft des Bergwerkes an andere Stellen abgezogen, an denen im Kombinat gerade dringend Arbeitskräfte benötigt wurden. Im Jahr 1964 mußte das Bergwerk erstmals gestundet werden. 1965 wurde der vorgelegte Betriebsplan durch das Bergamt Freiberg nicht mehr genehmigt. 
 

Grundriß des "Neuen Kalkwerks" um 1965

 

 

Grundriß und Sohlenrelief der Tiefbaue des Neuen Kalkwerks in Militz auf dem Stand um 1966, gut erkennbar ist die systematische, rechtwinklige Anordnung der Pfeiler  

1966   Endgültige Einstellung des Abbaus. In den Folgejahren wird nur die Verwahrung im Alten Kalkbergwerk beendet und auch das Tagesfallort und das Wetterüberhauen im Neuen Kalkwerk werden verfüllt. Der alte Wiesenstolln wird noch von der Wasserwirtschaft weiter genutzt. 
1975   Schließung der Verwahrungsakte über das Alte Kalkbergwerk Miltitz. Zwar sind die Zugänge nun "offiziell" verschlossen, doch für Betriebsfeiern erinnerte man sich in der Bergsicherung Dresden noch oft an die großen Räume im Alten Kalkbergwerk... Dadurch blieb die Erinnerung an das Bergwerk erhalten. 
1990 Wiedervereinigung Deutschlands.  
1996 Entsprechend des Einigungsvertrages läuft 1996 auch die frühere "Hohlraum-Verordnung" der DDR aus. Damit fallen Bergwerke ohne Rechtsnachfolge ("Altbergbau") an den Grundeigentümer zurück.  Die Gemeinde Miltitz - später im Gemeindeverband Triebischtal - hat aus dieser "Not" eine "Tugend" gemacht:  Nach der Sicherung des Besucherweges und der Entwicklung eines Führungskonzeptes konnte nicht nur ein Besucherbergwerk, sondern auch ein Veranstaltungsraum mit ganz besonderem Flair entstehen, der in dieser Art nahezu einzigartig ist: Das Besucherbergwerk "Altes Kalkbergwerk Miltitz samt Adolph von Heynitz-Stolln" mit der Pulverkammer und dem Konzertsaal untertage.
   
Das Besucherbergwerk im Jahr 2000
 
2000   600 Jahre nach dem Bergbaubeginn in Miltitz 
wurde das Alte Kalkbergwerk als Besucherbergwerk wiedereröffnet. 
    Neben den zahlreichen Besuchern und den Veranstaltungsgästen schätzen heute Höhlentaucher das Besucherbergwerk in den Wintermonaten als interessantes Übungsgebiet. Auch hat sich eine Population der Kleinen Hufeisennase - eine der kleinsten Fledermausarten - bei uns wohnlich eingerichtet. 

 

Wenn Sie noch mehr wissen, oder wenn Sie alte Fotos oder historische Unterlagen finden, 
bitte schreiben Sie uns, damit das Wissen über die Bergbaugeschichte in Miltitz erhalten und bewahrt werden kann ! 

unsere E-mail-Adresse: anfrage@kalkbergwerk.de   

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